Zeitkratzer – 2015

Vaterländische Ouverture [Rekonstruktion]

Die Menschheit begegnet dem Thema Krieg ambivalent. Durch Musik wird diese Zerrissenheit unmittelbar erfahrbar. Das Spektrum reicht von patriotischen Schlachtgesängen bis zu pazifistischen Hymnen, von todessehnsüchtigen Requiems bis zur Idee der Futuristen, den Klang der Schlachtfelder in den Rang von Sinfonien zu erheben. Was entsteht, wenn Kriegsmusik begeistert gespielt, der Gefallenen gedacht, mit Freude marschiert wird?
Das Berliner Solisten-Ensemble zeitkratzer reflektiert die historische Tatsache, dass mit Kriegsbeginn 1914 die meisten deutschen Konzerthäuser ihre Programme grundlegend änderten. Es bietet eine lautstarke Auseinandersetzung mit kriegsbegeisterten Gedichten Bertolt Brechts und Rainer Maria Rilkes und Märschen, wie sie die Berliner Philharmoniker zum Kriegseintritt 1914 intonierten. Schauspieler Maximilian Brauer konfrontiert das Publikum, angelehnt an damalige Inszenierungen, mit patriotischen Wortbeiträgen.

Der „Chor der Kulturen der Welt“ singt mit dem Publikum „Ein feste Burg ist unser Gott“ und „Nun danket alle Gott“. Beide Kirchenlieder wurden zur Kriegsmotivation und Kriegsbegeisterung eingesetzt.